Am Morgen des 7. Januar 2005 wird Oury Jalloh in Dessau rechtswidrig in Gewahrsam genommen und verbrennt wenige Stunden später an Händen und Füßen gefesselt auf einer feuerfesten Matratze in der Dessauer Polizeiwache. Die offizielle Version lautet: Selbstmord. Doch dank des Engagements zahlreicher Angehöriger und Aktivist*innen sind heute viele Indizien bekannt, die dieser These widersprechen und folgenden Tathergang nahelegen: Oury Jalloh wurde vor seinem Tod von Polizist*innen in der Wache schwer misshandelt, wodurch er unter anderem einen Nasenbeinbruch, eine gebrochene Rippe und einen Schädelbruch erleidet. Im Anschluss wird er mit mehreren Litern Brandbeschleuniger übergossen und bei lebendigem Leib angezündet.
Unsere Rede zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938
Vor genau 13 Monaten, am 9. Oktober 2019, lief ein schwer bewaffneter Neonazi durch Halle. Er verfolgte das Ziel, so viele Jüd*innen wie möglich zu töten. Als Anschlagsziel hatte er die örtliche Synagoge ausgewählt. Das Datum des 9. Oktobers war nicht zufällig, denn an diesem Tag feiern Jüd*innen weltweit Jom Kippur, den höchsten jüdischen Feiertag und somit war die Synagoge gut besucht. Seine Pläne stellte er vorher online, seinen Anschlag filmte er per Helmkamera und übertrug ihn live ins Internet. Angetrieben wurde Stephan B. durch Antisemitismus und die Annahme einer jüdischen Weltverschwörung. Lediglich die verschlossene Tür der Synagoge in Halle hinderte ihn am Eindringen. Nach dem gescheiterten Versuch das Schloss aufzuschießen, machte er kehrt und erschoss zwei Menschen. Vor dem Anschlag veröffentlichte er im Internet ein Pamphlet, in dem er weitere Menschen ermutigte, es ihm gleich zu tun und Jüd*innen zu töten.
Antifaschistisches Gedenken am 9. November
Aufgrund der aktuellen Lage findet dieses Jahr keine große Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 statt. Wir möchten trotzdem den jüdischen Mitbürger*innen unsere Solidarität aussprechen und denjenigen ein paar Worte mitgeben, denen Antifaschismus wichtig ist. Wir haben unsere Gedanken schriftlich am Synagogendenkmal in der Geleitsgasse niedergelegen, sie im Schaufenster […]
Neuerscheinung: Antiziganistische Zustände
Nach einiger Arbeit ist nun endlich die Begleitbroschüre zur Veranstaltungsreihe „Antiziganistische Zustände“ fertig. Darin haben die Referent*innen ihre Vorträge in Textform gebracht. Im Vorwort sprechen wir über die Aktualität antiziganistischer Diskriminierung und Verfolgung.
Neue Broschüre: Fürth rechtsaußen 2020
Seit ein paar Monaten gibt es unsere Broschüre zu rechten Organisationen und Aktivitäten in Fürth schon in gedruckter Form. Ihr bekommt sie bspw. im Infoladen Benario gegen Spende. Für alle, die kein Interesse an bedrucktem Papier haben: Jetzt könnt ihr die Broschüre auch hier als PDF downloaden. Warum wir sie herausgegeben haben und worum es geht, lest ihr im Editorial:
Kundgebung: Break the chain!
Ende letzten Jahres ereignete sich in Erlangen ein rassistischer Übergriff. Dieser bildete den Höhepunkt einer über zwei Jahren andauernden Geschichte verbaler rassistischer Beleidigungen und Bedrohungen. Der Täter verortete sich selbst als Reichsbürger und AfDler. Das eindeutig rassistische Motiv wurde in den Ermittlungen zunächst nicht ernst genommen, die Betroffene musste erst mehrmals darauf hinweisen. Das Gerichtsverfahren gegen den Täter fand am Dienstag dieser Woche statt, er wurde zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.
Jubiläum in Zeiten von Pandemie und Rassismus
Im Juni 2020 begann der Prozess gegen Stefan Ernst und Markus Hartmann, die mutmaßlichen Mörder von Walter Lübcke. Kaum fünf Monate sind seit dem rassistischen Anschlag von Hanau vergangen. Opfer, Hinterbliebene und Initiativen kämpfen seitdem für ein Wachhalten der Erinnerung und die Thematisierung rassistischer Gewalt. Die bekannt kurzfristige Aufmerksamkeit als Reaktion auf solche Ereignisse erkennt die Kontinuität rechten Terrors und rassistischer Gewalt in der Geschichte der Bundesrepublik kaum an. Und doch reicht diese von den Wehrsportgruppen der 1970er Jahre, über die rassistische Massengewalt der 1990er Jahre, den NSU-Komplex bis hin zu den Anschlägen von Halle und Hanau. Hinzu kommt der mörderische, rassistische Alltag, der oft vergessen wird, aber Unzählige Tag für Tag mit Ausgrenzung und Gewalt konfrontiert. Diesen Zuständen wird allzu oft mit Verharmlosung und Individualisierung der Taten begegnet, während rechte Strukturen, die diese ermöglichen, ausgeblendet bleiben. Wie der NSU-Komplex oder der Mord an Walter Lübcke zeigen, braucht es antifaschistische Recherchen, linke Journalist*innen, Initiativen und Politiker*innen, um hier Aufklärung zu leisten. Gleiches gilt für die Verstrickungen von Polizei und Verfassungsschutz und deren institutionellen Rassismus. Wenngleich rechter Terror und rassistische Gewalt von einer organisierten rechten Szene getragen und exekutiert werden, sind sie doch der gewalttätigste Ausdruck einer strukturell rassistischen, antisemitischen und nationalistischen Gesellschaft. Die Thematisierung des (institutionellen) Rassismus (der Polizei) nach dem Mord an George Floyd sind daher so notwendig, wie überfällig.
Corona und die Rechte
Nach dem rassistischen Anschlag von Hanau konnte eine kleine Verschiebung des öffentlichen Diskurses beobachtet werden, rechter Terror stand deutschlandweit im Fokus, Fragen zur Rolle der Polizei und des Verfassungsschutzes in Kontexten rechter Gewalt wurden laut. Es konnte einen das Gefühl beschleichen, dass eine breitere Öffentlichkeit endlich verstanden hatte, wie relevant und fortgeschritten das Problem rechten Terrors und rechter Unterwanderung des Staates und der Behörden ist. Durch die aktuelle Corona-Pandemie geriet all das in den Hintergrund, niemand spricht mehr über Hanau.
Veranstaltung: Racial Profiling in der Stadt. Keine Einzelfälle, ein institutionelles Problem
12 07 2019
19 30 Infoladen Benario
Svenja Keitzel
Am Beispiel von Identitätskontrollen durch die Polizei wird die Alltäglichkeit von Rassismus und intersektionalen Machtverhältnissen deutlich. Polizeikontrollen gehören für viele People of Color, Schwarze Menschen und Rom*nija zum Alltag. Der Großteil der weißen Bevölkerung hingegen begegnet der Polizei in dieser Form eher selten. Rassistische Polizeikontrollen werden häufig weder als solche wahrgenommen, noch als ungerechtfertigt, gewaltvoll oder diskriminierend eingestuft.
Veranstaltung: Zwischen Routine, Konsum und Repression. Der gelebte Raum der Nürnberger Drogenszene
21 06 2019
19 30 Infoladen Benario
Luise Klaus
Wenig ist derzeit bekannt über den alltäglichen Lebensraum von Konsumierenden ‚harter‘ Drogen in Städten ohne Drogenkonsumraum. Welche Räume eignen sich die Menschen an? Wo konsumieren sie? Welchen (räumlichen) Einfluss hat das Wirken von Polizei und Ordnungspolitik auf den Alltag der Menschen?
Veranstaltung: Sicherheit in der neoliberalen Stadt
07 06 19
19 30 Infoladen Benario
Jenny Künkel
Im Zuge der Neoliberalisierung richteten Städte mit Verweis auf eine wachsende Städtekonkurrenz ihre Politiken neu aus: Zunehmend ging es darum, Unternehmen, hochqualifizierte Arbeitskräfte und Tourismus anzuziehen. Schon früh war klar: Für einige Gruppen – wie z.B. Obdachlose oder Drogenkonsumentinnen – ist immer weniger Platz in der für Mittelschichten aufgeräumten „unternehmerischen Stadt“ (David Harvey).
Veranstaltungsreihe: Sicherheit in der neoliberalen Stadt
Juni bis Juli 2019 im Infoladen Benario
Veranstaltungsreihe zur Kritik städtischer Polizeipraxis und Sicherheitspolitik
07 06 19
Sicherheit in der neoliberalen Stadt
Jenny Künkel
21 06 19
Zwischen Routine, Konsum und Repression. Der gelebte Raum der Nürnberger Drogenszene
Luise Klaus
12 07 19
Racial Profiling in der Stadt. Keine Einzelfälle, ein institutionelles Problem
Svenja Keitzel
Antikapitalistische Vorabenddemo mit 250 Teilnehmer*innen!
Am 30. April 2019 trafen sich über 250 Linke und Antifaschist*innen zur Vorabenddemo zum 1. Mai: Eine Stadt für alle erkämpfen – Die rechte Offensive stoppen. Auf der Demo durch die Fürther Innen- und Oststadt setzten sie ein lautstarkes Zeichen für eine basisdemokratische, antikapitalistische Stadt- und Wohnungspolitik und ein gemeinsames Vorgehen gegen die rechte Offensive.
1. Mai 2019 – Gemeinsam in die revolutionäre Offensive!
01 05 2019 | 11.30 | Bauerngasse/Gostenhofer Hauptstraße
Gemeinsam in die revolutionäre Offensive! Solidarisch und organisiert – hier und überall! ++ Produktionsmittel vergesellschaften! ++ Schluss mit Sexismus und Patriarchat! ++ Wohnraum vergesellschaften! ++ Kapitalismus abschaffen! ++ Imperialistische Kriege stoppen! ++ Die Vereinzelung durchbrechen! ++ Basiskämpfe organisieren und Gegenmacht aufbauen! ++ Gleiche Rechte für Alle! ++ Alle Grenzen auf – kein Mensch ist illegal!
100 Jahre Abschiebehaft – Aktionen und Veranstaltungen in Nürnberg und Fürth
Freitag, 3. Mai, 18 Uhr
„Blackbox Abschiebehaft” Ausstellungseröffnung und Veranstaltung mit Miltiadis Oulios, Autor „Blackbox Abschiebung”
100 Jahre Abschiebehaft
Im Jahr 2019 wird die Abschiebehaft 100 Jahre alt – das ist kein Grund zum Feiern, sondern Anlass für bundesweite Aktionstage. „100 Jahre Abschiebehaft” richtet sich an alle, die sich für Abschiebehaftgefangene einsetzen (wollen) und von einer Gesellschaft ohne Abschiebehaft träumen. 100 Jahre lang blieb dieser Traum verwehrt. Es wird also höchste Zeit, gemeinsam aktiv zu werden!
Antikapitalistische Vorabenddemo zum 1. Mai!
30. April ’19 – 18.30 – Kleine Freiheit, Fürth
Antifaschistische Linke Fürth & Stradevia 907
Eine Stadt für alle erkämpfen Fürth erfährt in den letzten Jahren einen enormen Bevölkerungszuwachs, größtenteils durch Zuzüge. Mit der Erneuerung ganzer Stadtbezirke und teuren baulichen Prestigeobjekten, wie dem Ludwig-Erhard-Zentrum oder der Neuen Mitte, wird die Stadt für viele Menschen attraktiv gestaltet.
4. Veranstaltung: Polizei und Antiziganismus
05 04 19 | 19.30 | Infoladen Benario | Thomas Heilig | Polizei und Antiziganismus
Schon seit dem 18. Jahrhundert fungiert der Zigeunerbegriff als polizeiliche Ordnungs- und Ermittlungskategorie. In Bayern markiert ein 1899 errichteter Nachrichtendienst den Beginn der antiziganistisch motivierten systematischen Personenerfassung, die eine der Grundlagen der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik darstellte. Mit der Weiterführung der Sondererfassung von Sinti und Roma durch die Polizeibehörden unmittelbar nach Kriegsende geht auch die Kontinuität rassistischen Polizeihandelns einher. Der Vortrag behandelt die Geschichte und Gegenwart antiziganistischer Polizeipraxis mit Blick auf regionale Vorkommnisse.